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Samstag, 11. Dezember 2010

Weihnachtsbäckerei und Winterputz

In der Weihnachtsbäckerei...
Petra und ich hatten uns letztlich gedacht, dass wir dringend die Weihnachtstradition des Plätzchenbackens nach Kolumbien importieren müssen (Servietten allein sind ja auch nicht alles). Und da haben wir unsere beiden deutschen Mütter um Plätzchenrezepte gebeten und haben doch tatsächlich fast haargenau das gleiche Rezept bekommen. Und die haben wir dann mit unseren Jugendlichen mal gemacht. Hier sind ein paar Impressionen:








Winterputz
Schon lange hatte das "Refugio" eine Putz- oder besser Entmüllungsaktion im Viertel unserer Kinder geplant. Die Straßen dort sind nämlich extrem vermüllt, da zum einen die Kolumbianer eine unglaubliche Plastikkultur haben (ich hab ja schon erlebt: einmal Nagelack, einmal Cola, das macht zwei seperate Plastiktüten) und zum anderen die ärmere Bevölkerung anscheindend niemals den Sinn und Zweck eines Mülleimers erklärt bekommen hat, wird einfach alles auf den Boden geworfen. Auch vor die eigene Haustür. Und wir wissen ja: Plastik ist leider nicht biologisch abbaubar. Deshalb liegen Plastiktüten und nicht mehr zu indentifierender Müll in mehreren Schichten festgetreten auf der Lehmstraße. Wieso kommt mir da bloß diese mütterliche Ermahnung: "Heb das auf! Oder glaubst du das tritt sich fest?" in den Sinn?
Und jetzt kurz vor Weihnachten hat es endlich geklappt. Also sind wir am Sonntag vor zwei Wochen mit 100 Müllsäcken, einem Megaphon und viel Motivation bewaffnet nach auf den fresca loma gekraxelt und haben unsere Aufräumaktion gestartet.
Damit auch alle mitmachen haben wir das ganze als Wettkampf gestaltet; das Team, das die meisten Müllsäcke vollmacht, gewinnt. (Wegen des pädagogischen Wertes haben natürlich am Ende alle gewonnen und einen Preis gewonnen...) Vorgesehen war, dass von den +-10 leuten in einem Team mindestens 2 Erwachsene sind. Allerdings haben dann letztendlich doch eher die Kinder und Jugendlichen mitgemacht. Sehr süß war das Team mit Kindern im Kleinkind- und Vorschulalter, die kein anderer in seinem Team wollte. Und die haben immerhin 7 Müllsäcke gesammelt...
Leider haben die meisten aber irgendwie gar nicht verstanden, dass sie den Müll einsammeln sollten und nicht Unkraut jäten oder die Bäume mit der Machete beabeiten. Ich hab ja den Eindruck gehabt, dass die Müll überhaupt nicht wahrnehmen, sooft wie ich darauf hingewiesen hab, dass der Müll jetzt erst mal wichtiger ist als die Pflanzen und sie trotzdem weiter das Gras ausgerissen haben. Okay, wegen Schlangen und anderem Gefläuch ist es auch wichtig das Gras nicht zu hoch werden zu lassen, aber dem Müll kann man doch wohl auch ein wenig Beachtung schenken? 
Trotzdem haben wir aber schlussendlich tatsächlich so um die 80 Müllsäcke sammeln können. Und da sind die Säcke mit den Pflanzen nicht mitgerechnet!
Ob die Sauberkeit allerdings andauert ist eine andere Frage. Die Getränkebecher wurden jedenfalls nachher doch wieder auf die Straße geworfen.
Aber gut, auch hier ein paar Bilder. Die sagen mehr als tausend Worte (draufklicken, dann werden sie größer):

Müll.


Dieser Herr misshandelt lieber den Baum, als Müll einzusammeln... ;)



Gitti, die Machete und das hochmotivierte "Equipo Verde" ("Team Grün").
Zum Schluss gibts noch ein bisschen Programm...









Mein absolutes Lieblingsfoto. Gitti und ich sind nach getaner Arbeit ein bisschen durch Loma Fresca geschlendert, als uns plötzlich im Gänsemarsch diese Karawne mit Müllsäcken entgegenkam. Die haben alle Müllsäcke von einer kleineren zur Hauptmüllsammelstelle gebracht. Sah extrem gut aus. Oder auch "muy impresionante".

Ein paar mehr Fotos gibts noch bei Facebook.

So, das war auch schon alles was ich loswerden wollte.
Außer: den Link für das Video von selbigem Einsatz, dass Petra gemacht hat: http://www.youtube.com/watch?v=TB0Qs6xDBW0
Und: Muchisimas Gracias Gitti, dass du deine Kamera mit in Loma Fesca hattest, sodass du und ich diese schönen Foto machen konnten! :)

Montag, 6. Dezember 2010

Kaisersträume und Exportschlager aus Deutschland

So, jetzt kommt nochmal ein Lebenszeichen von mir. Mir ist nämlich mit erschrecken aufgefallen, dass mein letzter Eintrag schon wieder ziemlich lange her ist. Aber die Zeit vergeht hier einfach so schnell, dass ich das Gefühl habe, wenn die nächsten Monate genauso schnell vergehen, wie die vergangenen anderthalb, bin ich schon sehr bald wieder zu hause. worauf ich mich freue. Und auch wieder nicht.
Zum einen freu ich mich unglaublich darauf alle/s wiederzusehen. Ich hab jetzt nicht unbedingt Heimweh, aber mein Unterbewusstsein ist glaub ich ein wenig verwirrt und sehnt sich nach ein paar deutschen Eindrücken. Ich habe nämlich manchmal sehr merkwürdige Träume. Letztlich hab ich zum Beispiel geträumt, dass ich bei Kaisers einkaufen war. Nichts weiter. Ich war einfach nur bei Kaisers einkaufen. Warum ich das jetzt geträumt habe, kann ich mir auch nicht genau erklären. Nie hab ich mich hier nach einem deutschen Supermarkt sehen müssen (außer vielleicht nach einem, der Haribo und Schokolade für unter  5 Euro verkauft) oder hab speziell Kaisers vermisst. Aber naja, dass sind wohl die seltsamen Dinge, die einem passieren, wenn man so weit weg von zu Hause ist. So weit weg von zu Hause, dass es einem manchmal schwer fällt zu realisieren, dass es tatsächlich noch existiert. Dass sich die Welt in Deutschland ohne mich weiterdreht und alles seinen gewohnten Gang geht. Und schwer zu glauben, dass ich tatsächlich hier bin. Manchmal passiert mir das nämlich immer noch, dass ich durch die Straße gehe und denke: „Oh mein Gott, ich bin wirklich in Südamerika!“
Andererseits werd ich allerdings jetzt schon etwas wehmütig, dass ich daran denke, dass ich das alles hier wieder verlassen werde. Nicht, dass ich Deutschland nicht mögen würde, aber wer weiß schon wann ich die Gelegenheit habe, nochmal hierher zurückzukehren? Und ich frage mich, wie es mir gehen wird, wenn ich nach Hause ins aufgeräumte und kalte Deutschland zurückkehren werde. Ich hatte zwar keinen wirklichen Kulturschock, als ich hierhergekommen bin, aber ich kann mir vorstellen, dass es noch schwieriger oder komischer wird, wieder in Deutschland zu sein. Aber das werd ich dann ja sehen. Im Moment kann ich mir jedenfalls gar nicht vorstellen, in Deutschland zu sein. Nicht in dem Sinne, dass ich es nicht möchte, sondern in dem Sinn, dass ich es mir einfach wortwörtlich nicht vorstellen kann. So wie ich mir bis ich das Flugzeug in Cartagena verlassen habe, nie vorstellen konnte in Südamerika zu sein.
Trotzdem fallen einem aber natürlich immer noch mancherlei komische Dinge auf. Und sie fallen einem nicht nur auf, nein sie können auch unglaublich nerven.
Zum Beispiel. An der Kasse anstehen. Ja, ich weiß man steht immer an der falschen Schlange an. Aber das hier ist wirklich nicht mehr normal. Ich kann einfach nicht in Worte fassen, wie lange man hier an der Kasse ansteht. Wie letztlich. Ich war im „Homecenter“, eine Art Einrichtung- und Baumarkt, 4 Kunden vor mir. Die erste Frau hatte relativ viel, war aber auch schon dran. Dann eine Frau mit einer einzigen Pflanze, ein Mann mit 2 oder 3 kleinen Sachen, und vor mir eine Frau mit einer Salatschüssel und passendem Besteck. 22 Minuten! Ich musste 22 Minuten an der Kasse anstehen! Da steht man teilweise schon mal kurz vor dem Durchdrehen. Vor allem wenn  man nur ein einziges Teil kaufen will. (Aber auch hier gibt es hin und wieder nette Menschen, die einen dann vorlassen.) Das komische ist aber auch, dass ich gar nicht so genau festmachen kann, warum das so langsam geht, wenn man hinguckt,  sieht das Tempo immer ganz normal aus und dann guckt man ein paar Minuten wieder hin und es hat sich nichts getan. Das einzige was mir aufgefallen ist, dass die Kassierer hier unverhältnismäßig oft falsch abbuchen, also Sofortstornos, oder noch schlimmer Bonstornos machen müssen, wozu man noch einen Mitarbeiter dazu rufen muss, der einen Schlüssel zur Kasse hat (wer schon mal kassiert hat, weiß wovon ich rede). Aber gut, immerhin hatte so Zeit auf einen großen Korb voll mit, mit Weihnachtsmotiven bedruckten Servietten aufmerksam zu werden. Da wir uns ein paar Tage vorher noch darüber unterhalten hatten, dass man sowas hier ziemlich schwer bekommt, hat mich das sehr gewundert und ich dachte mir, ja wie es gibt doch Servietten in rauen Mengen und wunderschöne dazu... Als ich dem Korb aber näher kam, hab ich mal ein Paket zum angucken rausgenommen und musste feststellen, dass die unglaublicherweise tatsächlich aus Deutschland importiert waren! Importiert! Servietten! Tja, Deutschland ist eben doch Exportweltmeister. Und wenn es Servietten sind.
Achso, und wenn man es dann endlich geschafft hat und glückselig sein Wechselgeld, den Kassenbon und seine Ware erhält, muss man sich noch darüber wundern, warum den Einpackmensch die Colaflasche und den Nagellack jetzt in zwei separate, große Plastiktüten gepackt hat...
So zum Schluss ein kleines Rätsel. Woher kenne ich diese Melodie? Dieses Lied (heißt "Niña Bonita", falls das Video nicht funktioniert) läuft hier ständig in Bussen und Radios, aber bitte, die Melodie ist doch von irgendeinem anderen bekannten Lied oder? Ich komm aber einfach nicht drauf. Und das macht ich den ganzen Tag schon total wahnsinnig. Also falls es irgendwer weiß - kann er es mir ja mal mitteilen.

Buenas noches und feliz navidad (ich hatte vergessen zu erwähnen, es ist einfach unvorstellbar, dass Weihnachten sein soll. Trotz Weihnachtdekoration. Trotz Weihnachtsliedern in den Supermärkten. Trotz Plätzchen backen. Es kann einfach nicht Weihnachten sein!)

Larissa

Und hier noch ein paar Bilder:

  -Weihnachtskarten basteln -

Es weihnachtet sehr!
 Das ewige Probem mit dem Regen: Es tropft von der Decke
eine kolumbianische Straße




Donnerstag, 4. November 2010

Erster offizieller Zwischenbericht

Erstmal entschuldigung, dass ich euch schon wieder so einen Monsterbericht um die Ohren haue, aber ich hab wirklich versucht, mich kurz zu fassen. Es gibt halt zu viel zu erzählen. Wer alles lesen will liest es halt, wer nicht kann ja nur die Abschnitte lesen, die ihn interessieren oder er lässt es halt ganz... ;)

Das ist mein erster offizieller Zwischenbericht, in dem ich berichte, was ich in den vergangenen anderthalb Monaten so erlebt habe und wie es mir so geht.

Mein Arbeitsplatz...
Meine Arbeit
Meine Arbeit besteht hauptsächlich in der Dekoration. Das ist erst mal die Dekoration für den Freitagsgottesdienst aber auch für andere Sachen, die gerade anfallen. Letztlich durfte ich zum Beispiel auch Tisch- und Gesprächsregeln illustrieren, die die Kinder lernen sollten. Ansonsten bin ich für das „Bodega“ (die Rumpelkammer) zuständig. Erstens muss ich sie aufräumen und anschließend in Ordnung halten. Außerdem hat jeder hier einen Sauberkeitsbereich.  Meiner ist der Gebets- bzw. Besprechungsraum und die Terrasse. Die beiden muss ich morgens vor acht gefegt haben und wenn nötig auch gewischt. Zudem bin ich von montags bis mittwochs für die Essensausgabe währen den Kleingruppen und das Spülen des Geschirrs der Kinder zuständig. Und ansonsten helfe ich da, wo gerade Hilfe benötigt wird. Einmal habe ich zum Beispiel in der Kleingruppe mit den Schulanfängern, also die, die gerade lesen und schreiben lernen, drei Mädchen dabei geholfen das „f“ zu üben. Ein anderes Mal bin ich mit Petra und den Älteren in die Stadt gefahren, wo diese üben sollten Karten zu lesen. Petra hat ihnen Ziele vorgegeben und wir sind ihnen gefolgt ohne uns groß einzumischen, auch wenn sie genau in die falsche Richtung gegangen sind.

Kleingruppen...
Spanisch
Soll ich mit der guten oder der schlechten Nachricht anfangen? Ich fang mal mit der schlechten an. Da macht man schließlich so, oder? Es erscheint mir so, dass hier alle entweder Englisch sprechen oder unbedingt Englisch lernen wollen, was dazu führt dass ich viel, viel zu viel Englisch spreche. Ich meine nicht, dass ich es nicht auch cool finde, dass ich jetzt schon viel fließender Englisch spreche als vorher, aber ich bin ja nun eigentlich hier um Spanisch zu lernen. Deswegen ist meine Spanisch leider noch nicht so weit fortgeschritten wie ich mir das vielleicht wünschen würde. Aber, kommen wir zur guten Nachricht. Erstens. Womit ich eigentlich richtig zufrieden bin ist das, was ich verstehe. Das ist nämlich mittlerweile ziemlich viel. Als sehr gutes Beispiel kann ich da den Film „Das Dschungelbuch“ oder auf Spanisch „El libro de la selva“ (kleine Anekdote dazu: der Schwarzwald heißt auf Spanisch: „la selva negra“, übersetzt man das vom Dschungelbuch ausgehend, heißt er also „der schwarze Dschungel“…). Diesen Film haben wir nämlich auf Spanisch während dem Sprachkurs in Friedrichshafen, der zwei Wochen vor unserer Abreise stattgefunden hat, geschaut und da hab ich wirklich und wahrhaftig kein Wort verstanden. (Oh doch! Das Wort „tigre“ hab ich raushören können...) Letzte Woche haben wir dann mit Erschrecken festgestellt, dass Johanna - eine unserer Mitarbeiterinnen - den Film noch nie gesehen hat, weswegen wir uns verpflichtet sahen sofort in die Videothek zu gehen und sie das sofort nachholen zu lassen. Und dieses Mal habe ich tatsächlich schon deutlich mehr verstehen können. Zwar natürlich noch lange nicht alles, aber doch einiges. Zweitens. Ich hab auch schon im Buchladen nach einem Buch fragen können und grundlegend kann ich mich auch verständigen und leichte Gespräche führen. Und ich hab jetzt endlich mal angefangen ein paar Vokabeln zu lernen, wozu ich mich bis jetzt noch nicht so richtig aufraffen konnte. Es ist also noch nicht Zeit die Hoffnung aufzugeben, ich werd schon noch Spanisch lernen, ich brauch halt für alles was länger. Gut Ding will Weile haben…

Wo unsere Kinder wohnen.
Das Barrio (Stadtviertel), aus dem die Kinder unseres Projektes kommen heißt „Loma Fresca“, was übersetzt „Kühler Hügel“ heißt. Das ist aber meiner Meinung nach eine glatte Lüge. Zumindest dann, wenn man sich auf den Weg dorthin macht. Denn erstens würde es einem beim Hochsteigen wohl niemals in den Sinn kommen dieses steile Etwas einen Hügel zu nennen und zweitens gibt es wohl kein Adjektiv, das die Empfindung, wenn man oben angekommen ist, unpassender beschreibt als „kühl“. Naja, Scherz beiseite. Bevor ich das erste Mal hingegangen bin hab ich zum Glück schon das Promo-Video für das Projekt gesehen, sodass ich ein bisschen darauf vorbereitet war, was mich dort erwartet. Die Kinder leben dort nämlich wirklich in ärmsten Verhältnissen. Sie wohnen mit ihren meist sehr großen Familien (bis zu zehn Personen) in sehr kleinen Häusern. Oft steht der gesamten Familie nur ein einziges Bett zur Verfügung, wobei ich mich wirklich frage, wie das gehen soll, mit sieben Personen (oder mehr?) in einem Bett zu schlafen.
Außerdem gibt es kein Abwassersystem, weswegen alles in eine Art „Wildes Tal“ geschüttet wird, das in der Mitte des Berges liegt. Und die meisten Familien kochen auf einem offenen Feuer (was bei seltsamerweise dazu geführt dass bei mir irgendwie so ein Ranger-Camp-Gefühl aufgekommen ist. Es hat einfach gerochen wir auf einem Camp - nach Feuer und Natur und dazu dann noch das Rumgeklettere auf dem Berg...). Zudem sind die meisten Häuser extrem baufällig, da sie meist nur Holzbrettern zusammengezimmert sind und als Dach nur Wellblech haben. Außerdem gibt es keine befestigte Straße, sondern nur einen lehmigen, unebenen, mit Müll gepflasterten Weg. Wie es dort oben aussehen mag, wenn es regnet, will ich mir fast gar nicht vorstellen. Seltsamerweise haben aber so gut wie alle Familien einen Fernseher mit Kabelanschluss, der den ganzen Tag vor sich hindudelt, auch wenn niemand hinschaut. Und mindestens einer in der näheren Nachbarschaft hat auch immer eine fette Musikanlage. Trotz allem sind die Menschen aber total fröhlich und aufgeschlossen. Man hat nicht das Gefühl, dass sie ihre Situationen mit den gleichen Augen wie man selber sieht. Das ist einfach ihre Welt, die sie kennen und die Umstände, in denen sie leben empfinden sie als normal. Was ziemlich süß war, war ein Opa, der bei einer Familie gelebt hat. Der war laut Ausweis schon 102 Jahre alt, aber da er nicht wusste wann er geboren ist, war er wahrscheinlich doch noch etwas jünger. Der hatte keinen einzigen Zahn mehr im Mund, hat aber bis über beide Ohren gestrahlt als wir sie besucht haben und gesagt, dass er sich wünschte wir würden jeden Tag kommen, weil er das immer so toll findet.

Und wie gefällt es mir so?
Kindergottesdienst
Gut. Um es mal ohne Umschweife zu sagen. Ich hab noch nie zu Heimweh geneigt und hab bisher auch hier noch nicht wirklich etwas davon verspürt. Klar, manche Sachen vermisse ich natürlich. Brötchen zum Beispiel. Die Bücherei. All die lieben Leute. Glatte Haare. Den Stern oder den Spiegel. Und mein Bett. Aber im Großen und Ganzen lässt es sich hier wohl auch leben. Der nächste Supermarkt ist zu Fuß in zwei Minuten zu erreichen, was dazu führt, dass ich ziemlich oft da bin. Schließlich fällt einem immer mal was ein, was man noch braucht. Das wiederum führt dazu, dass ich glaube, dass die mich da schon kennen und merken dass ich fast jeden zweiten Tag da einkaufe. (In Deutschland wäre es vielleicht ein bisschen paranoid zu denken, dass die Leute im Supermarkt dich schon kennen, aber hey, ich bin hier in Kolumbien. Und blond. Ich bin mir sicher, die kennen mich schon.) Mit der Hitze komm ich auch klar. Entweder ich hab mich dran gewöhnt, oder es ist kälter geworden. Ich glaub ja, es ist von beidem etwas. Und mit dem Team hier komm ich auch sehr gut zurecht, auch wenn es leider niemanden gibt, der in meinem Alter ist. Und niemanden, der Deutsch spricht. Aber das wär ja auch noch schlimmer. Ich rede ja schon genug Englisch.
Kinder im Regen...

Was ist sonst noch so passiert?
Meine ersten beiden Abende. Die waren nämlich direkt sehr interessant, denn direkt an meinem ersten Abend ist ein Mädchen aus dem Projekt vor unserer Tür aufgetaucht, im Schlafanzug, barfuß und mit Blutflecken auf dem T-Shirt. Es stellte sich heraus, dass sie von zu Hause weggelaufen war, weil ihr kleiner Bruder aus dem Bett gefallen war, sich den Kopf aufgeschlagen hatte und sie nun solche Angst vor der Reaktion des Vaters hatte, da sie sich die Schuld dafür gab, dass der Bruder aus dem Bett gefallen war. Mich hat sie die ganze Zeit etwas misstrauisch beäugt, aber später hab ich dann ein paar Runden „Jenga“ mit ihr gespielt, während die anderen Mitarbeiterinnen, mit denen ich hier im Projekt lebe mit dem Vater telefoniert haben und später als er dann hier war mit ihm über die Situation geredet haben. Petra hat mir dann gesagt, dass sowas normalerweise nie passiert und ich sollte nicht denken, dass hier jeden Abend sowas los ist. Allerdings hat es dann prompt am nächsten Abend wieder an der Tür geklopft. Ein anderes Mädchen aus dem Projekt war mit ihrer Mutter hergekommen, weil sie eine Verletzung am Kopf hatte und die Leute im Krankenhaus gesagt hatten, dass sie über Nacht zur Beobachtung da bleiben sollte. Da die Mutter aber schlechte Erfahrungen mit Ärzten gemacht hatte, wollte sie eine zweite Meinung von einem Arzt einholen, der mit den Leitern unseres Projekts befreundet ist. Das war jedenfalls, das was ich verstehen konnte. Es wurde dann ein bisschen herumtelefoniert und ein Termin für den nächsten Tag ausgemacht. Als die beiden wieder gegangen waren, versicherte Petra mir etwas verzweifelt: „Wirklich, das passiert sonst nie!“ Die restlichen Tage ist es dann auch wirklich ruhig geblieben. Aber das hat mir auf jeden Fall gezeigt, dass die Kinder und auch ihre Eltern hier Vertrauenspersonen haben die ihnen helfen, wo sie können und sie hier, wie der Name des „El Refugio“ schon sagt, eine Zuflucht finden.
Unser Nachbar repariert den Abfluss.

Der Strom ist ausgefallen. Es kommt hier öfters vor, dass mal der Strom ausfällt, allerdings meist nur für ein paar Minuten. Irgendwann ist er dann allerdings für ganze neun Stunden ausgefallen. In der Mittagspause ging plötzlich das Licht aus. Und dann sitzt man da. Ohne Ventilator, ohne Internet, die Getränke im Kühlschrank werden immer wärmer und die Fleischvorräte tauen auf. Am Nachmittag hab ich noch aus Spaß gesagt, dass wir um sieben ins Bett gehen können, wenn der Strom nicht bald wieder kommt, weil es hier nämlich schon um sechs dunkel wird. Um sieben war mir dann aber tatsächlich nach ins Bett gehen zumute, da wir immer noch kein Licht hatten und man bei schwachem Kerzenschein schließlich auch nicht wacher wird. Kurz vorher waren wir nämlich noch im letzten Tageslicht zum nächsten Supermarkt (der einen eigenen Stromgenerator hat) gegangen und hatten uns eines der letzten Pakete vom leergefegten Kerzenregal gekrallt. Schließlich saß das ganze Viertel im Dunkeln. Ich bin dann aber doch noch nicht ins Bett gegangen, sondern bin mit Petra (und meiner Taschenlampe, wer hätte gedacht, dass ich mal zum Einkaufen eine Taschenlampe mitnehme…) zum Plaza Caribe dem großen Shoppingcenter in Cartagena gefahren, um der Dunkelheit zu entkommen. Und als wir dann zurückgekommen sind war das Licht dann Gott sei Dank wieder an.
 
Es hat geregnet. Bekanntlich regnet es in tropischen Regionen oft, kurz und heftig. Ob das nun schön ist, darüber allein kann man natürlich schon streiten. Wenn man aber keinen vernünftigen Abfluss im Hinterhof hat, sodass der sich bei jedem starken Regenfall in einen Swimmingpool verwandelt und bei jedem extrem starken Regen droht überzu-laufen und damit das Haus zu überfluten, ist das sicherlich nicht schön. Aber bisher konnten wir das Unglück mit reichlich Eimer schippen, der Hilfe unsere s netten Nachbarn und der von Gott aber zum Glück immer noch abwenden. Ersterer hat sich nämlich sehr heldenhaft seinen Regenanzug übergeworfen und mit einem Metallstab unser Abflussrohr freigekratzt und Letzterer hat sich bisher dann doch immer noch entschieden, den Regen zu aufhören zu lassen. Und wenn wir in nächster Zeit die Telefonnummer unseres Handwerkers wieder finden, bekommen wir vielleicht sogar wieder einen vernünftiges Abfluss im Hof.
Aber hach, was wäre das Leben ohne seine kleinen Abenteuer?

Viele Grüße nach Deutschland oder wo auch immer das hier noch gelesen wird!

Die Larissa

Die Freitagnachmittagsgruppe (Foto ist von einem professionellen Fotografen, der uns da besucht hatte...)



Sonntag, 31. Oktober 2010

Vom Bade im Hofe und anderen Begebenheiten

Es war einmal vor gar nicht allzu langer Zeit, da wurde versehentlich der einzige funktionierende Abfluss im Hofe des weißen Häuschens mit dem grünen Bäumchen davor in der Calle 39 in dem wunderschönen Cartagena zugeschüttet. 
Ob nun Miss- oder Unverständnis dazu führte, darüber rätselten die Bewohner vergebens. Jedoch stand fest, dass nun der Regen nicht länger durch das Loch im Hofe in die Unterwelt verschwand, sondern sich sammelte und sammelte und die Aussicht der Bewohner des Häuschens auf ein eigenes Bade im Hinterhofe erheblich erhöhte. 
Petra beim Wasserschippen
Und so begab es sich am Abend des dreißigsten Oktober, dass ein sehr starker Regen, um nicht zu sagen ein wahrhaftig tropischer Wolkenbruch einsetzte. Innerhalb von  wenigen Minuten hatte man das Bade im Hinterhofe. Doch das Wasser stieg weiter und den Bewohnern ward angst und bange, dass sich das Bade bis in ihre Gemächer verbreiten würde.
Und so trug es sich zu, dass das Wasser tatsächlich bis hinauf an den obersten Rand des Beckens schwappte. Da nahmen sich die Bewohner des Häuschens alle Eimer die sie bekommen konnten und schippten das Wasser aus dem Hofe. Sie schippten und schippten bis ihre Hemdelein nass und nässer waren. Doch nach einer Zeit verebbte der Wolkenbruch und das Bade breitete sich glücklicherweise nicht bis in die Gemächer aus.
Und die Bewohner des weißen Häuschens mit dem grünen Bäumelein in der Calle 39 des wunderhübschen Cartagenas lebten glücklich und zufrieden bis zum nächsten Wolkenbruch.

Soviel zu tropischen Abenteuern. Bevor ich hier war, ist das Haus aber wohl tatsächlich mal überflutet. Das ist allerdings mitten in der Nacht gewesen und niemand hat es mitgekriegt, bis eine Mitarbeiterin aufgewacht ist und festgestellt hat, dass vor ihrem Bett Wasser ist. Und wenn der Hinterhof nicht gerade überflutet muss man trotzdem noch befürchten, dass es von der Decke regnet. Zwar nicht in Sturzbächen, aber wenn es nachts anfängt in dein Bett zu tropfen ist das ja ärgerlich genug (zum Glück hab ich diese Erfahrung noch nicht gemacht). Als ich letztlich im großen Raum für freitags dekoriert hab, hab ich beim Luftballons an der Decke aufhängen dann auch festgestellt, dass man durch die Ritzen der Holzdielendecke durch Löcher im Dach die Sonne sehen kann. Und da wundert man sich dann, wenn es durch die Decke regnet…
Als sich alle wieder beruhigt hatten ist dann übrigens der Strom ausgefallen. Da das abends war standen wir plötzlich im Stockfinstern. Als wir dann gerade alle Kerzen die wir finden konnten zusammengesucht hatten ging das Licht dann plötzlich wieder an…

Tja was gibt es sonst noch zu berichten? Falls jemand noch nicht gesehen haben sollte, ich hab eine Fototour durch die wunderschöne Altstadt gemacht. Auf Facebook gibt’s alle Bilder zu sehen.
Ansonsten finde ich mich inzwischen ganz gut zurecht. Ich hab schon alle öffentlichen Verkehrsmittel benutzt, die zur Verfügung stehen. Taxi, Collectivo-Taxi, Collectivo, Bus und Moto-Taxi. Ich weiß welcher Bus zum Shoppingcenter und welcher ins Centro fährt. Und mein Spanisch ist zwar nicht so toll, wie ich es mir wünschen würde, aber ich kann mich soweit verständigen, dass ich in einem Buchladen nachfragen konnte, ob sie ein bestimmtes Buch dahaben (hatten sie leider nicht…) und das finde ich für mich persönlich schon mal wichtig.

Ich hab mich also recht gut eingelebt in diesem fernen Land. In diesem sehr katholischen Land. Ja, katholisch. Ich weiß nicht wie man das anders nennen soll, aber hier ist auf gefühlt jedem zweiten Bus ist hintendrauf ein Jesus oder eine Maria oder direkt beide zusammen. Unser Nachbar von gegenüber bekreuzigt sich manchmal, wenn er das Haus verlässt und gestern hab ich einen Jungen gesehen, der Kommunion hatte und in seinem weißen Anzug (inklusive weißen Handschuhen!) so sehr geschwitzt hat, dass er mir richtig leid tat. Einmal hab ich sogar einen Bus mit einer Window-Color-Maria hinten drauf gesehen (jedenfalls sah das stark nach Window-Color aus). Da hab ich mich dann gefragt, ob sich der Busfahrer ernsthaft zu Hause hingesetzt hat und diese Maria gemalt hat… mit Window-Color! Die Busse gehören nämlich immer dem Fahrer selber, demnach ist der auch für die Deko zuständig.
Llamada-Stand mit telefonierenden Kundinnen
Was auch ziemlich komisch ist, ist, dass hier wirklich fast alle ein Handy haben, selbst einige von unseren Kindern haben ein Handy, obwohl die wirklich, wirklich arm sind. Was aber so gut wie niemand hat ist Guthaben auf seinem Handy. Das heißt Handys sind eigentlich nur zum angerufen werden da. Nur wer soll dich anrufen, wenn niemand Geld auf seinem Handy hat? (Man kann hier nämlich generell nicht vom Festnetz auf Handy anrufen) Schwierig, oder? Aber dafür gibt’s die „Llamada-stände“,  also Anrufstände. Da sitzen dann so Leute, die haben 4 oder 5 Handys vor sich liegen (mit Guthaben!) und für ein paar Pesos kann man dann mit deren Handy telefonieren…  Ja, warum einfach, wenn‘s auch kompliziert geht, oder?
Manchmal weiß man allerdings auch nicht, ob man weinen oder lachen soll. Letztlich im Bus war zum Beispiel so eine Situation. Um sich das ganze vorstellen zu können, muss man erst mal wissen, dass die Busse hier jeweils eine Tür vorne und eine hinten haben (soweit ja nichts Besonderes), allerdings sind diese immer offen und es ist üblich, dass Verkäufer einsteigen, die verschiedene Dinge verkaufen wollen. Zum Beispiel kleine Snacks, wie Kekse und Chips oder Getränke (Wasser heißt hier „agua“, wird hier aber ausgesprochen wie „Aua“, was für einen deutsche doch ziemlich lustig ist, wenn ein Mann in den Bus steigt und laut „aua“ schreit…). Diesmal war es aber nichts materielles, was er verkaufen wollte, sondern etwas Künstlerisches. Ja, der junge Mann wollte seine Rapkünste zum Besten geben. Das an sich war schon mal lustig. Plötzlich ist der nämlich aufgestanden, hat seinen CD-Player angemacht  und angefangen zu der Musik zu rappen. Dabei ist der dann auch noch durch die Reihen gegangen. Als er seine Vorstellung beendet hatte wollte er natürlich Geld haben. Petra und ich hatten aber leider, leider kein Kleingeld bei uns… er hat uns dann gnädigerweise erlaubt auch Dollars zu geben. Hier halten dich nämlich, wenn du weiß bist, alle erst mal für eine "gringa", was eigentlich Amerikaner sind und nicht generell Weiße. Da haben wir ihm dann gesagt, dass wir nicht aus den USA kommen und dementsprechend auch keine Dollars besitzen. Da hat er sich dann animiert gefühlt zu raten, woher wir wohl kommen. Und da fing das Tragisch-komische an. Sein nächster Vorschlag war nämlich New York. New York liegt in den USA haben wir ihm gesagt. Doch er war nicht entmutigt. Argentinien? Venezuela? Wir beschlossen ihm einen Tipp zu geben und sagten ihm, wir kämen aus Europa. Ratet mal was darauf sein nächster Tipp war! Peru.
Unsere Kinder wissen es leider auch nicht besser. Als wir einmal nach Städten in Kolumbien gefragt haben, war eine Antwort Spanien… Aber ich will das ja nicht den Südamerikaner allein zuschreiben. Es soll schließlich auch deutsche Jugendliche geben, die Deutschland auf einer Deutschlandkarte nicht finden. (siehe "TV Total Integrationscheck Teil 4")

So das wars dann auch schon wieder. Ich sende euch die wärmsten Grüße aus der Karibik!
Hasta luego, bis bald! 
Larissa :) 

Freitag, 1. Oktober 2010

Ein Tag im Leben der Larissa W.

Falls ihr euch schon mal gefragt habt, was ich eigentlich den ganzen Tag hier so mache - hier hab ichs mal aufgeschrieben. Ist ein ziemlich representativer Tagesablauf, allerdings sind normalerweise die Abende frei... 

07:20 Mein Wecker klingelt. Schlummerfunktion.
07:24 Ich beobachte eine Eidechse, die sich in unser Zimmer verirrt hat. Sie entkommt schließlich durch den Fensterspalt.
07:29 Mein Wecker klingelt erneut. Diesmal wird er ausgestellt.
07:32 Es kommt mir vor, als ob die Dusche seit meiner Ankunft kälter geworden ist. Oder ich hab mich ans Klima gewöhnt? Oder ist das Wetter kälter geworden? Hmm.
07:45 Ein Becher Saft zum Frühstück reicht mir. Ich begrüße mit einem „Buenas!“ (Die coolen Leute lassen hier das dias, tardes oder noches weg…) unsere Köchin Esther, die soeben ihre Arbeit begonnen hat.
08:07 Die 8-Uhr-Besprechung beginnt nach südamerikanischer Zeit überpünktlich. Unsere 2 Leiter, die Lehrerin, Petra, Johanna und ich sind anwesend. Sie beginnt mit einer kleinen Andacht. Dann eine Lagebesprechung. Neue Kinder sollen aufgenommen werden. Eine neue Lerngruppe soll eingerichtet werden für Kinder, die noch nicht zur Schule gehen, weil sie zu alt für die 1. Klasse sind, dort aber trotzdem nicht mitkommen. Es sollen ihnen die Basis von Schreiben, Lesen und Rechnen beigebracht werden. So sollen sie ab Februar in die 4. Klasse gehen können.
08:45 Meine Aufmerksamkeit gleitet dahin. Einer Diskussion in einer Sprache, die man kaum kann zu folgen und das Ganze dann noch in einer ebenso fremden Sprache übersetzt zu bekommen ist extrem anstrengend.
09:00 Endlich fertig! Das Tor wird aufgeschlossen, die Morgengruppe wartet schon davor.
09:08 Ich setzte mich auf die Terrasse und während die acht Kinder frühstücken, schreibe ich den bisherigen Tagesablauf auf und beobachte dabei wie Petra unsere drei Schildkröten füttert.
09:19 Anderson, unser Maler, oder Hausmeister, oder was auch immer (ich hab noch nicht so ganz verstanden, was er ist... Zuerst dachte ich er würde nur unser Zimmer streichen. Doch als er damit fertig war, war er am nächsten Tag einfach wieder da. Und so geht das die ganze Zeit. Immer wenn ich denke, er hat alles erledigt ist er am nächsten Tag wieder da. Hat das Büro gestrichen, das Besprechungszimmer, hat ein Fliegengitter angebracht… Da gabs doch mal so einen Werbeslogan? Jippiejajajippiejippiejey!) beginnt seine Arbeit. Das animiert mich es ihm gleich zu tun und mich daran zu machen, noch ein paar Buchstaben auszuschneiden – für den dieswöchigen Bibelvers für den Kindergottesdienst am Freitag.
09:30 Eins der Mädchen (das vom ersten Abend) wurde von einer Raupe gebissen (das ist jedenfalls das, was ich verstanden hab) und darf jetzt auf der Terrasse in der Hängematte liegen. Die anderen Kinder lernen unterdessen, wie man nett und angemessen miteinander in Gesprächen umgeht.
09:45 Die Kiddies gucken jetzt einen Film – über einen Delfin, der seine Träume leben will. Das soll die Vorstellungskraft fördern. Denn da die Kinder zuhause den ganzen Tag nur Telenovelas zu sehen bekommen und auch keine Bücher lesen, ist schon ein sprechender Delfin ein phantastisches Erlebnis. Ich setz mich Petra daneben, damit niemand quatscht oder rumturnt.
09:55 Matilde kommt vorbei. Sie ist 14 Jahre alt und ist mal regelmäßig ins Projekt gekommen. Seit einiger Zeit allerdings nicht mehr, was - wie wir am Montag, als wir sie zu Hause besucht haben, feststellen konnten - daran liegt, dass sie schwanger ist. Sie ist hier für ein Gespräch mit Petra, die ihr einige Tipps geben will, einfach mit ihr über die Situation reden will und sie vor allem von der Idee abbringen will, mit ihren Freund nach Venezuela abzuhauen Sie erhoffen sich dort ein besseres Leben.
11:03 Der Film endet damit, dass der Delfin während einer Sonnenfinsternis auf einer Megawelle surft. Ich hab nicht wirklich verstanden, worum der Film ging.
11:20 Nachdem die Kinder über ihre eigenen Träume gesprochen haben, gibt’s Essen für sie. Ich schenke den Saft aus und mach mich danach wieder ans rumschnipseln.
12:00 Unsere neuen Schränke sind fertig! 2 Tage haben die Männer dafür gebraucht – für einen eher kleinen Kleiderschrank und eine Kommode! Nun ja – die sind eben nicht so erfahren im Möbel selber aufbauen wie wir Ikeanationen.
12:10 Es gibt essen! Und ich darf mal wieder das Tischgebet sprechen. Ich glaub die mögen das, wenn ich auf Deutsch bete. Aber ich mein, ich könnte auch ganz fürchterliche Dinge sagen - niemand würde es merken. Aber ich danke natürlich nur fürs Essen gedankt und wünsche uns noch einen guten Tag.
12:25 Man fragt mich, ob ich nicht mal was typisch Deutsches kochen will… Hilfe! Was ist typisch deutsch? Habt ihr vielleicht ne gute Idee? Und bitte erspart mir das Sauerkrautklischee.
12:53 Siesta – ich check mal kurz meine Mails und Facebook…
13:12 Ich opfere meine Siesta und mache mit dem Ausschneiden weiter, da ich ein bisschen hinterher bin…
13:19 Petra zeigt mir auf Youtube ein Video, wo die australische Heidi Klum bei „Australias Next Topmodel“ die falsche Siegerin kürt – peinlich!
13:35 Die Nachmittagstruppe trudelt ein – nur 4 Kinder.
13:41 Ein Nachzügler. 5 Kinder bekommen essen.
13:50 Ein mysteriöser englischsprechender, grauhaariger Mann betritt das Projekt…
13:55 Er ist offenbar hier, um sich das Promovideo des Projekts anzusehen. Vielleicht ein zukünftiger Sponsor? (Apropos: Promo-Video El Refugio)
14:04 Alle Buchstaben sind ausgeschnitten und aufgeklebt. Jetzt bereite ich mich auf die nächste Aufgabe vor – ein neues Ordnungskonzept für den Materialraum überlegen!
14:55 Es ist sehr stickig in der Materialkammer. Ich mach erst mal Pause.
15:55 Die Pause ist zum Arbeitsende geworden. Jetzt werden Vorbereitungen für den Elternabend getroffen.
16:50 Um 16:30 sollte der Elternabend anfangen. Bisher ist noch niemand da. Das ist Latino-Pünktlichkeit gepaart mit dem Desinteresse der Eltern
17:24 Ganze 4 Mütter sind gekommen… eine Stunde zu spät.
19:20 Um acht ist Gebetsabend bei unsern Leitern Martin & Rosa. Diesmal hab ich mein Geld für den Bus schon parat. Letztes Mal musste ich während der Fahrt im Stehen mein Geld zusammenzählen. Und das bei dem im vorherigen Beitrag beschriebenen Fahrstil!
20:47 Während der Gebetszeit fällt mir das immer lauter werdende Atmen von Andres (auch ein Mitarbeiter) auf (Er hat die Nase zu, deshalb fällt das so auf.) Gerade als mir in den Sinn kommt: „Der ist doch wohl nicht eingeschlafen?!“ treffen sich Johannas und meine Blicke. Ich kann nicht mehr. Johanna muss das Lachen so unterdrücken, dass sie den Raum verlässt und ins Bad geht. Ich kämpfe gefühlte 15 Minuten gegen das Lachen an. In solchen Momenten fällt einem nie etwas ein, das schrecklich genug ist, um das Lachen zu beenden…
22:20 Jeder sollte ein Spiel o.ä. vorbereiten. Mir ist nichts eingefallen, deshalb hat Petra mir vorgeschlagen, bekannte Bibelverse auf Deutsch vorzulesen – die andern müssen dann durch heraushören von bestimmten Wörtern und durch Fragen herausfinden, welcher es ist. Während ich lese: „Euch ist heute der Retter geboren…“, muss Andres so lachen, dass er nicht mehr aufhören kann – Hallo? Unsere schöne Sprache ist doch nicht lustig!? (Aber ich hab ja heute auch schon über ihn gelacht…)
23:23 Andres hat ein deutsches Wort gelernt: „Licht“ – und ist ganz begeistert. Allerdings kann ich ihn so oft korrigieren wie ich will, er sagt immer „Lichte“.
00:02 Puh! Wir verabschieden uns. (Und Andres sagt noch einmal stolz „Lichte!“) 
00:15 Der Taxifahrer fährt beinahe ein Pferd tot und findet das auch noch total lustig. Wir eher nicht so…
01:05 Endlich im Bett und mir fällt ein: ich schulde euch eigentlich noch ein Bild von einem Colectivo. Bittesehr (Gleich 2!):





Montag, 27. September 2010

Meine erste Woche

So. Eine Woche ist rum und ich dachte es ist mal wieder Zeit für einen Blogeintrag, um euch von einigen von meinen Eindrücken hier zu berichten.

Meine Woche fing erst mal schon sehr interessant an, denn direkt an meinem ersten Abend (meine Ankunft am Sonntagabend nicht mitgerechnet) ist ein Mädchen aus dem Projekt vor unserer Tür aufgetaucht, im Schlafanzug, barfuß und mit Blutflecken auf dem T-Shirt. Es stellte sich heraus, dass sie von zu Hause weggelaufen war, weil ihr kleiner Bruder aus dem Bett gefallen war, sich den Kopf aufgeschlagen hatte und sie nun solche Angst vor der Reaktion des Vaters hatte, da sie sich die Schuld dafür gab, dass der Bruder aus dem Bett gefallen war. Mich hat sie die ganze Zeit etwas misstrauisch beäugt, aber später hab ich dann ein paar Runden Jenga mit ihr gespielt, während die anderen Mitarbeiterinnen, mit denen ich hier im Projekt lebe mit dem Vater telefoniert haben und später als er dann hier war mit ihm über die Situation geredet haben.
Petra – meine Kollegin und Mitbewohnerin hat mir dann gesagt, dass sowas normalerweise nie passiert und ich sollte nicht denken, dass hier jeden Abend sowas los ist.
"El Refugio"
Allerdings hat es dann prompt am nächsten Abend wieder an der Tür geklopft. Ein anderes Mädchen aus dem Projekt war mit ihrer Mutter hergekommen, weil sie eine Verletzung am Kopf hatte und die Leute im Krankenhaus gesagt hatten, dass sie über Nacht zur Beobachtung da bleiben sollte. Da die Mutter aber schlechte Erfahrungen mit Ärzten gemacht hatte, wollte sie eine zweite Meinung von einem Arzt einholen, der mit den Leitern unseres Projekts befreundet ist. Das war jedenfalls, das was ich verstehen konnte. Es wurde dann ein bisschen herumtelefoniert und ein Termin für den nächsten Tag ausgemacht. 
Als die beiden wieder gegangen waren, versicherte Petra mir etwas verzweifelt: „Wirklich, das passiert sonst nie!“ Die restlichen Tage ist es dann auch wirklich ruhig geblieben.
Aber das hat mir auf jeden Fall gezeigt, dass die Kinder und auch ihre Eltern hier Vertrauenspersonen haben die ihnen helfen, wo sie können und sie hier, wie der Name des „El Refugio“ schon sagt, eine Zuflucht finden.

Ansonsten durfte ich diese Woche so richtig merken, dass ich nicht mehr in Europa bin, sondern in Südamerika!
Ich werd euch mal von ein paar von meinen Erfahrungen berichten. Von allen zu berichten erscheint mir unmöglich – ich hab das Gefühl, da müsste ich schon fast ein Buch schreiben. Aber schätze das liegt einfach daran, dass hier einfach (fast alles) komplett anders ist als in Deutschland oder in Europa.
Zum Beispiel das Essen. Am Montag gab es nämlich erst mal Reis, am Dienstag dann Reis und am Mittwoch Reis. Und am Donnerstag und am Freitag haben wir Reis gegessen.
Zugegeben, es gab immer eine andere Beilage und auch jeden Tag eine andere Soße, aber trotzdem muss man sich daran natürlich erst mal gewöhnen.
Oder der Umstand, dass man hier mit Ventilatoren lebt. Immer und überall. Nachts laufen in unserem kleinen Zimmerchen 3 Stück. Eine ziemlich herausfordernde Aufgabe war es dann auch neben und unter einem Ventilator zu basteln. Da lernt man mal den wahren Wert von Briefbeschwerern zu schätzen.
Und dann natürlich der Verkehr. Bisher sind eindeutig die Colectivos meine Lieblingsfortbewegungsmittel, weil es immer kleines Abenteuer ist mit ihnen zu fahren. Diese Colectivos muss man sich vorstellen wie ein Taxi, dass man sich mit mehreren teilt. Man hält also ein Colectivo an und fragt, ob es in die Richtung fährt in die man möchte. Wenn ja, steigt man ein – oder sollte ich besser sagen auf. Die Colectivos sind nämlich alle kleine Jeeps, die im hinteren Teil 2 Bänke für je 3 Personen haben und vorne neben dem Fahrer sind auch nochmal 2 Plätze.
Das heißt allerdings nicht, dass der Fahrer keinen mehr mitnimmt, wenn bereits acht Leute mitfahren. Nein man kann sich ja gemütlich zu viert auf eine Bank quetschen und wozu hat der Jeep hinten direkt vor der immer offenstehenden Tür eigentlich ein Trittbett? Richtig, damit man sich draufstellen und mitfahren kann. Ein bisschen erschrocken hab ich mich als mitten während der Fahrt (zugegeben aufgrund des Verkehrs nur Tempo 30 oder so, aber immerhin) ein Mann, der hinten draufstand einfach abgesprungen ist und seines Weges gegangen ist. Ich dachte im ersten Moment er hätte vielleicht den Halt verloren und wäre runtergefallen. Aber bitte, wenn er da rausmusste, warum sollte er unnötig den Verkehr aufhalten und den Fahrer bitten anzuhalten?
Auch nicht zu verachten ist dabei Fahrstil der Südamerikaner. Natürlich bin ich nicht mit der Erwartung nach Kolumbien gegangen, dass Ampeln hier irgendeine Bedeutung haben, oder Verkehrsregeln, oder Straßenmarkierungen, oder Sicherheitsgurte, oder Autotüren… 
Aber in einem Auto zu sitzen und live dabei zu sein, wenn der Fahrer (während er die Tageseinnahmen zählt und permanent auf die Hupe drückt) ein anderes Taxi überholt, dass ihm zu langsam fährt, obwohl ersichtlich ist, dass das Taxi nur langsam fährt, weil auch das Auto vor ihm langsam fährt, also gar kein Platz ist wieder auf die richtige Spur zu wechseln und obwohl auf der gegenüberliegenden Fahrbahn mehrere Mofas, Autos und Busse entgegenkommen und sich durch die ganze Szene dann auch noch eine Frau mit einem Kleinkind auf dem Arm und ein Straßenhund schlängeln – dann ist das schon etwas anderes.
Aufgrund dieses rasanten Fahrstils musste ich mich ziemlich am Sitz festkrallen, da ich ein bisschen in Sorge war, beim Ruckartigen anfahren oder Gasgeben nach links zu fallen – gegen den Mann, der auf dem Trittbrett mitfuhr, diesen so auf die Straße zu befördern und ihn vom nächsten Auto überrollt zu sehen. Ist aber zum Glück nicht passiert.
Allerdings gibt es auch so einige Dinge, die wohl auf der gesamten Welt gleich zu sein scheinen.
Denn obwohl die Kinder in unserem Projekt aus extrem armen Verhältnissen stammen und wenn überhaupt nur eine Mahlzeit am Tag bekommen würden, wenn sie nicht bei uns essen würden, wissen die Kinder doch sehr sorgfältig das Gemüse aus dem Essen auszusortieren. Der Satz „Iss das Gemüse auf! Arme Kinder würden sich darüber freuen!“  ist damit also so gut wie hinfällig. Auch arme Kinder mögen nämlich kein Gemüse.
Brotverkäuferin, rechts Jungs die für ein paar Pesos beatboxen.
Oder die Jugendgruppe. Donnerstagnachmittags  ist hier nämlich immer ein Programm für Kinder von 12 – 16 Jahren und man hatte mir vorher gesagt, dass in der Gruppe hauptsächlich Mädchen wären. Petras Kommentar dazu: „Also wie in jeder Jugendgruppe auf der Welt auch.“ Da hat sie wohl Recht. Es waren dann auch tatsächlich nur 2 Jungs und 8 Mädchen da.

Tja, also ich bin jedenfalls froh hier zu sein und hoffe euch geht’s gut im herbstlichen Deutschland.
Ich war gestern übrigens am Strand und hab mir einen klitzekleinen Sonnenbrand von der karibischen Sonne geholt. Allerdings ist das wichtigste, was man an Spanisch am Strand wissen muss: „No, Gracias!“, da ca. alle zehn Sekunden jemand vorbeikommt, der dir Sonnenbrillen, Schmuck, Früchte, Getränke, Eis, Massagen, Bilder, Fisch, T-Shirts, Brot oder auch ein kleines Beatboxständchen verkaufen will. Und das mit den 10 Sekunden war wirklich nicht sehr übertrieben.

Bis dennsen
Larissa

Montag, 20. September 2010

Larissa berichtet ab jetzt aus dem Affenhaus

Ich bin da! Ich bin tatsächlich in Südamerika! Und obwohl ich jetzt hier bin kann ichs immer noch nicht so ganz glauben.
Der Flug war einfach nur lang, aber da es draußen bis kurz bevor wir am südamerikanischen Festland angekommen sind noch hell war, hält sich mein Jetlag in Grenzen. Ich hatte nämlich auch um 9 Uhr abends noch ein Nachmittagsgefühl. Als ich dann aber um 23:30 Ortszeit und um 6:30 Deutscher Zeit (da war ich seit 26,5 Stunden wach) hier ankam war ich dann schon extrem müde. Aber zum Glück durfte ich heute ausschlafen und mich ein bisschhen aklimatisieren.
Apropos Klima. Als ich aus dem Flugzeug gestiegen bin hatte ich einfach das Gefühl ich steh im Affenhaus. Zum Glück nicht wegen des Geruchs aber wegen des Klimas. Ich war ca. 2 Sekunden außerhalb des Flugzeugs, da war einfach alles was ich mithatte klamm. Stellt euch einfach vor ihr hättet 10 Minuten lang heiß geduscht ohne das Fenster zu öffnen und steht dann im Badezimmer. Ja genau so ist das hier. Leider kann ich das Fenster aber nicht öffnen, weil es schon offen ist. Nun ja, ich hoffe da gewöhn ich mich noch dran.
Vom  Flughafen abgeholt hat mich der Martin, das ist der Leiter hier von dem Projekt. Als der gemerkt hat, dass mein Spanisch eher von schlechten Eltern ist hat er dann mit mir auf Frazösisch geredet. Und ich war sehr überrascht, dass das besser geklappt hat als ich dachte. Ich hab nämlich trotz Franösisch Leistungskurs noch niemals Französisch in irgendeiner Form im Alltag angewendet, geschweige denn ein Gespräch geführt. Als er mich dann gefragt hat, aus welcher Stadt ich komme hat er mir erst mal begeistert erzählt, dass er als kleiner Junge ein Trikot von Borussia Mönchengladbach hatte. Da musste ich ihm dann leider erzählen, dass die gloreichen Zeiten vorbei sind und wir am Samtsag 7:0 verloren haben.
Auf dem Weg vom Flughafen zum Projekt hat dann auch alles schon sehr südamerikanisch gewirkt und mir ist sogar eine Pferdekutsche entgegengekommen.
Obwohl ich gestern abend totmüde war, hab ich bestimmt noch eine halbe Stunde lang wach gelegen. Das lag aber eventuell auch an den drei Ventilatoren, die ununterbrochen in dem ca. 16 m² großen Zimmer rauschen, das ich mir mit Petra und Johanna teile. Ohne die Ventilatoren wär es aber wahrscheinlich erst recht unerträglich.
Die Dusche hier ist ziemlich lustig weil das nur ein total harter, 1 cm-breiter Strahl ist. Außerdem ist das Wasser kalt, aber ich wüsste auch ehrlich nicht, wozu ich warmes Duachewasser bräuchte. Heute morgen kalt duschen zu können, war einfach nur eine Wohltat!
Ansonsten darf man sein Klopapier auf gar keinen Fall ins Klo werfen, sondern muss es in den Papierkorb tun, was ein bisschen komisch ist, aber das Kanalsystem würde das ganze Papier wohl nicht aushalten.
Heute Abend zeigt mir die Petra (die arbeitet auch hier und kommt aus England) dann erst mal die Stadt, worauf ich mich schon total freue, da ich über die Stadt (vor allem über die Altstadt) bisher nur das allerbeste gehört habe.
So das wars dann erst mal wieder von mir. Viele Grüße ins dunkle, kalte Deutschland aus dem sonnigen und heißen Kolumbien!

Larissa

Samstag, 18. September 2010

Ich packe meinen Koffer und nehme mit…

… Sonnencreme (LSF 50+)
… Shorts
… T-Shirts
… zwei Bikinis
… zwei Sonnenbrillen
… meinen Fächer
… ein Strandhandtuch
keine Winterjacke
keine Schneestiefel
keine Handschuhe
keinen Schal
keine Mütze
keine Taschenwärmer
keine Wollsocken.

So - das wollte ich nur mal klarstellen. SOMMER, ICH KOMME!

Ich muss nämlich sagen, ich bin doch schon ganz schön froh diesem Usselkuddelmuddelwetter hier entfliehen zu können. Zwar wird in meinem Kolumbienreiseführer vor "sintflutartigen Regenfällen im Oktober und November" gewarnt, aber ich denke doch ein Tropenwolkenbruch in der Karibik hat ein nicht so hohes Depressionspotential wie der graue Dauerniesel in Deutschland.

Momentan feilsche ich noch mit den letzten Kilos, damit meine Koffer auch nicht zu schwer sind. Das ist etwas schwierig, weil vor allem meine geliebten Bücher natürlich einiges wiegen. Ich hab jetzt schon allerschwersten Herzens "Bis(s) zum Morgengrauen" und "Der Joker" rausgeschmissen. Aber vielleicht findet sich ja doch noch ein Plätzchen...
Jedenfalls sieht mein Zimmer ziemlich abenteuerlich aus und ich freu mich schon auf den Moment, an dem ich die Koffer schließe, nichts mehr reinmuss und sie nicht mehr als 23 Kilogramm auf die Waage bringen. 

Und morgen werd ich mich dann (wenn alles nach Plan läuft) um 12:30 in die Lüfte erheben und so bald nicht wieder kommen... 
Ob ich heute Abend gut einschlafen kann ist abzuwarten, noch hält sich die Aufregung in Grenzen, auf jeden Fall freue ich mich aber sehr sehr sehr und bin unglaublich gespannt, was mich in Kolumbien erwartet!

¡Muchas gracias! an meine netten Leser für ihre Aufmersamkeit und ich werd mich auch so schnell wie möglich melden, wenn ich angekommen bin!

Die Larissa