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Montag, 9. Mai 2011

Was bisher geschah...

Heidewitzka. Schon wieder ein Monat rum seit dem letzten Blogeintrag. Und der ging nur übers Weltwärtszwischenseminar. Der letzte Eintrag über mein „normales“ Leben ist schon zwei Monate her. Ups! Aber ihr wisst ja: Fliegen tut sie, die Zeit.

Und was nicht alles passiert ist in der Zeit.
Unser neuer Anbau ist so gut wie fertig. Nächste Woche werden wir alle Aktivitäten wieder in unsere Räumlichkeiten verlegen und wer weiß, vielleicht ziehe ich auch schon bald hoch in ein neues Zimmer?! Jedenfalls sieht unser Haus jetzt nach hinten raus ein wenig nach Ferienapartment aus.
  

Unsere lieben Bauarbeiter machen Siesta...

Und meine Kollegin Petra wurde ihres Laptops beraubt. Und ich meiner Toricesidylle. Torices, der schöne Stadtteil, wo man die Tür auch mal für ein paar Minuten offen stehen lassen kann, von dem aus man zu Fuß ins Centro gehen kann, und bei dessen Erwähnung Taxifahrer auch spät abends noch freudestrahlend „Si, claro“ sagen, anstatt „peligroso“ (-gefährlich) -murmelnd die Scheibe hochzukurbeln und sich den nächsten Kunden zu suchen.
Am helllichten Tage kam nämlich ein Mann in unseren Vorhof marschiert, auf dem Petra sich unglücklicherweise mit unseren 10 Jugendlichen und ihrem Laptop befand, zückte eine Pistole, verlangte nach dem Laptop, bekam ihn und verschwand mit dem selbigen auf Nimmerwiedersehen.
Alle ein wenig schockiert sind wir jetzt auf jeden Fall vorsichtiger geworden und ich hab mich endlich mal dazu aufgerafft Sicherungskopien von all meinen wichtigen Sachen zu machen.

Ansonsten ist die Arbeit ist so ihren gewöhnlichen Gang gegangen. Ich arbeite noch immer in den Kleingruppen und in der Dekoration und was besonders schön ist, dass ich jetzt regelmäßig – nämlich jeden Montagnachmittag mit Johanna hoch ins Barrio unserer Kinder gehe und Familienbesuche mache. Da kommt man meistens mit gemischten Gefühlen zurück. Mit eher schlechten, weil man halt schon immer mit der Armut und schwierigen Umständen, in denen die Kinder aufwachsen, konfrontiert wird. Da war zum Beispiel eine Familie, die hatte im Monat nur so viel Geld zur Verfügung wie ich von Weltwärts als Taschengeld bekomme. Oder wenn man erfährt, dass so um die gefühlte 90 Prozent der Erwachsenen von Loma Fresca nicht mal auf die weiterführende Schule gegangen sind, sondern noch in der Grundschule abgegangen sind.  Es gibt aber auch immer schöne Momente. Zum Beispiel haben wir mal eine Familie besucht, die nur aus einem alleinerziehenden Vater und seinen drei Kindern bestand. Die haben im Hinterhof der Oma in so einer winzigen Barracke gewohnt und als wir darauf zugegangen sind, hab ich schon das Schlimmste erwartet. Aber als ich reinkam, hab ich einfach nur staunen müssen. Alles war total schön hergerichtet, die Betten gemacht, sauber, aufgeräumt, zum wohlfühlen. Natürlich alles den Umständen entsprechend, aber ich fand das total beeindruckend. Durchschnittliche Häuser in Loma Fresca (das der Oma auch) sind das nämlich in der Regel nicht, sondern eng, schmutzig, muffig, ungemütlich.
Und allgemein ist es einfach schön, dort oben zu sein und die Familien direkt zu Hause zu besuchen. Deshalb fand ich es auch ziemlich schade, dass ich unseren zweiten Jornada de Aseo (Müllsammeltag) verpasst habe, weil ich da im Tayronapark war. Aber dafür durfte ich bei einem anderen Umweltprojekt mithelfen. Bei meiner Mitweltwärtslerin Gitti nämlich. Die arbeitet in einem der ärmeren und damit auch zugemüllteren Stadtteile Cartagenas in einer Schule. Und auch da konnten wir innerhalb von zwei Stunden so um die 100 Säcke Müll einsammeln (und hätten wohl auch noch 2 Tage weiter machen könne, bis alles weg gewesen wäre).
 



Eine Mini-Umwelt-Demo gabs auch noch...

Mit Gitti zusammen hab ich mich auch rangehalten die wichtigen Dinge nicht zu verpassen, nur weil wir in Kolumbien sind. Ostereier haben wir nämlich angemalt, versteckt und sogar zum Strand migenommen. 



Und die Hochzeit. Ja, die haben wir natürlich auch geguckt. Wegen der Zeitverschiebung zwar nicht live, aber dafür mit Unionjack-Wackelpudding… und dem Hochzeitskuss in Zeitlupe und mehrmaliger Wiederholung.

 Hochzeit, Johanna, Gitti und der Unionjack-Pudding...

Tja, und dann musste ich mich noch von Leila verabschieden. Die hatte in einem anderen Projekt in Cartagena gearbeitet und ist jetzt schon wieder im schönen Deutschland. Hat mich dran erinnert, dass auch meine Zeit tickt.
 Leila und ich bei unserem Abschiedtreffen an der Stadtmauer...

Meine touristischen Aktivitäten liegen nämlich bei null. Man hat immer noch sooooo viel Zeit, alles zu machen und anzugucken. Aber immerhin die obligatorische Kutschfahrt durch die Altstadt hab ich gemacht und letze Woche hab ich es auch auf die Popa geschafft. Das ist ein Kloster hoch oben auf dem Berg, von wo aus man die ganze Stadt sehen kann.
 Auf der Popa

Und viel rum in Kolumbien komm ich wohl auch nicht mehr. Ich hab nämlich nur noch 3 Tage Urlaub. Aber vielleicht schaffe ich es mir ein langes Wochenende zu machen und noch mal schnell in die Kaffeezone zu flitzen. Aber den Amazonas kann ich mir wohl eindeutig aus dem Kopf schlagen.
Aber dafür hab ich da dann immerhin einen Grund wiederzukommen. Obwohl man den eigentlich gar nicht braucht. 
Denn der Slogan einer Tourismuskampagne in Kolumbien sagt eigentlich schon alles: „Colombia – The only risk is wanting to stay.“ Zu Deutsch: „Kolumbien - Das einzige Risiko ist, dass man bleiben will.“  Da haben sie wohl recht.

Ich hab gehört nach Deutschland hat die Sonne es jetzt auch geschafft, also muss ich euch ja Sonnenschein ja nicht mehr schicken. Nehmt ihr stattdessen vielleicht auch Ameisen oder Mosquitos?

Liebe Grüße
Larissa

Hier noch ein paar Fotos:

 Sechs von unseren Chicas und der süße Omar.

 Johanna und ich...
 Und zum Schluss noch ein paar ganz coole... :D