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Montag, 6. Dezember 2010

Kaisersträume und Exportschlager aus Deutschland

So, jetzt kommt nochmal ein Lebenszeichen von mir. Mir ist nämlich mit erschrecken aufgefallen, dass mein letzter Eintrag schon wieder ziemlich lange her ist. Aber die Zeit vergeht hier einfach so schnell, dass ich das Gefühl habe, wenn die nächsten Monate genauso schnell vergehen, wie die vergangenen anderthalb, bin ich schon sehr bald wieder zu hause. worauf ich mich freue. Und auch wieder nicht.
Zum einen freu ich mich unglaublich darauf alle/s wiederzusehen. Ich hab jetzt nicht unbedingt Heimweh, aber mein Unterbewusstsein ist glaub ich ein wenig verwirrt und sehnt sich nach ein paar deutschen Eindrücken. Ich habe nämlich manchmal sehr merkwürdige Träume. Letztlich hab ich zum Beispiel geträumt, dass ich bei Kaisers einkaufen war. Nichts weiter. Ich war einfach nur bei Kaisers einkaufen. Warum ich das jetzt geträumt habe, kann ich mir auch nicht genau erklären. Nie hab ich mich hier nach einem deutschen Supermarkt sehen müssen (außer vielleicht nach einem, der Haribo und Schokolade für unter  5 Euro verkauft) oder hab speziell Kaisers vermisst. Aber naja, dass sind wohl die seltsamen Dinge, die einem passieren, wenn man so weit weg von zu Hause ist. So weit weg von zu Hause, dass es einem manchmal schwer fällt zu realisieren, dass es tatsächlich noch existiert. Dass sich die Welt in Deutschland ohne mich weiterdreht und alles seinen gewohnten Gang geht. Und schwer zu glauben, dass ich tatsächlich hier bin. Manchmal passiert mir das nämlich immer noch, dass ich durch die Straße gehe und denke: „Oh mein Gott, ich bin wirklich in Südamerika!“
Andererseits werd ich allerdings jetzt schon etwas wehmütig, dass ich daran denke, dass ich das alles hier wieder verlassen werde. Nicht, dass ich Deutschland nicht mögen würde, aber wer weiß schon wann ich die Gelegenheit habe, nochmal hierher zurückzukehren? Und ich frage mich, wie es mir gehen wird, wenn ich nach Hause ins aufgeräumte und kalte Deutschland zurückkehren werde. Ich hatte zwar keinen wirklichen Kulturschock, als ich hierhergekommen bin, aber ich kann mir vorstellen, dass es noch schwieriger oder komischer wird, wieder in Deutschland zu sein. Aber das werd ich dann ja sehen. Im Moment kann ich mir jedenfalls gar nicht vorstellen, in Deutschland zu sein. Nicht in dem Sinne, dass ich es nicht möchte, sondern in dem Sinn, dass ich es mir einfach wortwörtlich nicht vorstellen kann. So wie ich mir bis ich das Flugzeug in Cartagena verlassen habe, nie vorstellen konnte in Südamerika zu sein.
Trotzdem fallen einem aber natürlich immer noch mancherlei komische Dinge auf. Und sie fallen einem nicht nur auf, nein sie können auch unglaublich nerven.
Zum Beispiel. An der Kasse anstehen. Ja, ich weiß man steht immer an der falschen Schlange an. Aber das hier ist wirklich nicht mehr normal. Ich kann einfach nicht in Worte fassen, wie lange man hier an der Kasse ansteht. Wie letztlich. Ich war im „Homecenter“, eine Art Einrichtung- und Baumarkt, 4 Kunden vor mir. Die erste Frau hatte relativ viel, war aber auch schon dran. Dann eine Frau mit einer einzigen Pflanze, ein Mann mit 2 oder 3 kleinen Sachen, und vor mir eine Frau mit einer Salatschüssel und passendem Besteck. 22 Minuten! Ich musste 22 Minuten an der Kasse anstehen! Da steht man teilweise schon mal kurz vor dem Durchdrehen. Vor allem wenn  man nur ein einziges Teil kaufen will. (Aber auch hier gibt es hin und wieder nette Menschen, die einen dann vorlassen.) Das komische ist aber auch, dass ich gar nicht so genau festmachen kann, warum das so langsam geht, wenn man hinguckt,  sieht das Tempo immer ganz normal aus und dann guckt man ein paar Minuten wieder hin und es hat sich nichts getan. Das einzige was mir aufgefallen ist, dass die Kassierer hier unverhältnismäßig oft falsch abbuchen, also Sofortstornos, oder noch schlimmer Bonstornos machen müssen, wozu man noch einen Mitarbeiter dazu rufen muss, der einen Schlüssel zur Kasse hat (wer schon mal kassiert hat, weiß wovon ich rede). Aber gut, immerhin hatte so Zeit auf einen großen Korb voll mit, mit Weihnachtsmotiven bedruckten Servietten aufmerksam zu werden. Da wir uns ein paar Tage vorher noch darüber unterhalten hatten, dass man sowas hier ziemlich schwer bekommt, hat mich das sehr gewundert und ich dachte mir, ja wie es gibt doch Servietten in rauen Mengen und wunderschöne dazu... Als ich dem Korb aber näher kam, hab ich mal ein Paket zum angucken rausgenommen und musste feststellen, dass die unglaublicherweise tatsächlich aus Deutschland importiert waren! Importiert! Servietten! Tja, Deutschland ist eben doch Exportweltmeister. Und wenn es Servietten sind.
Achso, und wenn man es dann endlich geschafft hat und glückselig sein Wechselgeld, den Kassenbon und seine Ware erhält, muss man sich noch darüber wundern, warum den Einpackmensch die Colaflasche und den Nagellack jetzt in zwei separate, große Plastiktüten gepackt hat...
So zum Schluss ein kleines Rätsel. Woher kenne ich diese Melodie? Dieses Lied (heißt "Niña Bonita", falls das Video nicht funktioniert) läuft hier ständig in Bussen und Radios, aber bitte, die Melodie ist doch von irgendeinem anderen bekannten Lied oder? Ich komm aber einfach nicht drauf. Und das macht ich den ganzen Tag schon total wahnsinnig. Also falls es irgendwer weiß - kann er es mir ja mal mitteilen.

Buenas noches und feliz navidad (ich hatte vergessen zu erwähnen, es ist einfach unvorstellbar, dass Weihnachten sein soll. Trotz Weihnachtdekoration. Trotz Weihnachtsliedern in den Supermärkten. Trotz Plätzchen backen. Es kann einfach nicht Weihnachten sein!)

Larissa

Und hier noch ein paar Bilder:

  -Weihnachtskarten basteln -

Es weihnachtet sehr!
 Das ewige Probem mit dem Regen: Es tropft von der Decke
eine kolumbianische Straße




2 Kommentare:

  1. hi, lala! schöner bericht und noch schönere bilder!!!!
    zu dem lied: also gerne hätte ich es mir angehört, aber bei den videos, die du reinstellst, erscheint bei mir immer: dieses video ist in deinem land nicht verfügbar....???

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  2. Ja, Larissa, das sind wirklich schöne Eindrücke aus Cartagena. Die Videos funktionieren wohl nur in der "Freien Welt". In der BeamtenRepublikDeutschland ist halt viel mehr reglementiert. Was einen in anderen Situation auch wieder erfreuen kann.

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